back to overview

Führungsaufgabe: Mentale Gesundheit

Psychische Gefährdungsbeurteilung

Krankenzeiten allgemein sind rückläufig, doch Arbeitsunfähigkeitstage steigen aufgrund psychischer Erkrankungen stetig. Führungskräfte können wirksam die Leistungsfähigkeit ihrer Beschäftigten stabilisieren, denn:

Vier von fünf Führungskräften befassen sich mindestens einmal im Lauf ihres Berufslebens mit depressiv erkrankten Beschäftigten.

Aufgabe von Führungskräften ist es, nicht nur zu führen, sondern auch ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen. Gerade das ist bei psychisch erkrankten Beschäftigten nicht immer leicht.

Durch Kommunikation frühzeitig Maßnahmen ergreifen

Es empfiehlt sich daher, Führungskräfte zu befähigen, frühzeitig Indizien einer psychischen Erkrankung bei ihrem Personal zu erkennen. Auf diese Weise können – in Abstimmung mit den Betroffenen – unmittelbar Maßnahmen ergriffen werden. Diese sollen dazu beitragen, die Arbeitsfähigkeit wieder zu stabilisieren, bevor es zu einer längerfristigen Arbeitsunfähigkeit kommt.

Führungskräfte stärken

Enttabuisieren und entstigmatisieren

Unternehmen, die präventiv etwas gegen Stigmatisierung tun möchten, sollten zunächst ihre Führungskräfte sensibilisieren: Welche Relevanz haben psychische Erkrankungen und Belastungserkrankungen für den Erfolg des Verantwortungsbereiches, aber auch für das Unternehmen insgesamt? Der Schrecken psychischer Krankheiten muss Beschäftigten genommen werden. Weiterhin trägt der offene Austausch und das bewusste Auseinandersetzen mit der Thematik zur Enttabuisierung psychischer Erkrankungen im Allgemeinen und zur Entstigmatisierung betroffener Teammitgliedern bei. Eine offene Kommunikationskultur stärkt alle Beschäftigten.

Aussagen wie „Wie, Sie machen ’ne Psychotherapie?!“ gehören zur alten Schule. Was können Führungskräfte konkret tun?

Führungspersonal kann sich an folgenden Aspekten orientieren, um Beschäftigte zu unterstützen (gestufter Interventionsplan):

H-I-L-F-E (BKK, 2006)

  1. Hinsehen
  2. Initiative ergreifen
  3. Leitungsfunktion wahrnehmen
  4. Führungsverantwortung
  5. Expert:innen hinzuziehen

Ausführlichen Hilfeplan downloaden

Vorgesetzten, die regelmäßig mit ihren Mitarbeitenden sprechen, fällt es leichter, beobachtete Veränderungen konkret zu beschreiben. Im Dialog lassen sich Belastungsfaktoren der Mitarbeiter:innen klären, um eventuell die Arbeit (zumindest zeitweise) umzuorganisieren, Absprachen zu treffen und Unterstützungsangebote zu unterbreiten.

Wichtig: Führungskräfte sind keine Therapeuten

Professionelles Verhalten im Umgang mit belasteten Beschäftigten bedeutet auch: wissen, wo die eigenen Grenzen liegen.

Zu beachten ist, dass Führungskräfte weder Diagnosen stellen noch Therapie bieten können. Sie sollten jedoch wissen, an wen sie sich wenden können, damit psychisch kranke Mitarbeiter:innen die Unterstützung bekommen, die sie benötigen.

Um dies zu gewährleisten, sollten Arbeitgebende nicht nur intern über kompetente Sachverständige für Gesundheitsförderung verfügen, sondern auch eng mit externen Fachleuten vernetzt sein, die Betroffenen schnell und wirksam helfen können.

Maßnahmen entwickeln und Umgang vereinfachen

Im Idealfall hat ein Unternehmen Maßnahmenpläne entwickelt, was im Umgang mit akuten Fällen am Arbeitsplatz zu beachten und zu veranlassen ist, wie Wartezeiten bis zu einer Therapie überbrückt werden können und wie eine Wiedereingliederung in den Betriebsalltag erfolgen soll. Der Planungs- und Qualifizierungsaufwand lohnt, denn Führungskräfte, Personalverantwortliche und weitere sollten adäquat mit psychisch Erkrankten umgehen können. Bisher fällt das vielen jedoch sehr schwer.

Gesundheitsmanagement: Schulungen lohnen sich

Führungskräfte, die gelernt haben, Symptome frühzeitig zu erkennen, und die bemerkte Veränderungen thematisieren und kommunizieren, tragen wesentlich dazu bei, die Akzeptanz gegenüber psychischen Krankheiten zu erhöhen. Dies wiederum führt dazu, dass Betroffene eher bereit sind, sich Vorgesetzten und Fachleuten anzuvertrauen. Gut für sie, aber auch gut für das Unternehmen, denn: Je früher psychische Probleme erkannt werden, desto niedrigschwelliger sind die erforderlichen Interventionen.

 

Tipps für Führungskräfte

  • Sorgen Sie dafür, dass alle im Betrieb ihre Grenzen beachten, statt sich zu Heilkundigen entwickeln zu wollen. 
  • Unterstützen Sie eine Kultur, in der es üblich wird, so früh wie möglich innerbetriebliche Fachleute hinzuzuholen.
  • Sagen Sie nie zu einer anderen Person im Betrieb: „Ich glaube, Sie brauchen eine Psychotherapie!“ Das kränkt nur.
  • Erzählen Sie stattdessen lieber von anderen, die mit einer Psychotherapie gute Erfahrungen gemacht haben.
  • Falls sich etwas Traumatisches ereignet hat: Holen Sie professionelle Unterstützung (mindestens jemanden, der eine Ausbildung in Psychischer Erster Hilfe absolviert hat).

Quellen: Gestufter Interventionsplan, BBK, 200;  https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/3732  ; https://www.do-care.de/psychisch-kranke-mitarbeiter/

Autorin: Michele Mucha, Arbeitsfähigkeits-Coach & Gesundheitsmanagerin