Feedback geben will gelernt sein.
Oft fragen wir uns: „Wie kann ich Feedback geben, das von meinem Gegenüber angenommen wird und eine nachhaltige Wirkung hat?“ Seltener fragen wir uns jedoch: „Wie kann mir jemand Feedback geben, das durch mich angenommen wird und eine nachhaltige Wirkung hat?“ In Situationen, in denen wir die Rolle von Feedbacknehmenden einnehmen, bemerken wir erst, von wie vielen Einflussfaktoren es abhängig ist, ob wir bereit sind, Feedback anzuhören, anzunehmen, aber auch mitzunehmen. Die Unterüberschrift „Feedback geben will gelernt sein“ kann also mit den Worten „Feedback nehmen auch“ ergänzt werden. Denn wir befinden uns in einer herausfordernden Situation, wenn wir Feedback erhalten:
1. Es handelt sich um einen blinden Fleck, den hauptsächlich nur die andere Person sieht.
2. Wir sind abhängig von der Information und Mitteilung der anderen Person, um unseren blinden Fleck für uns sichtbar machen zu können.
3. Wir geben etwas preis: Es gibt etwas zu verbessern.
Feedbacksituationen fordern also eine passende Stimmung. Die Person, die Feedback erhält, wird (sich) das Feedback nur dann anhören, annehmen und mitnehmen, wenn diese sich auch wohlfühlt und aktiv die Ohren öffnet. Wie schaffen wir es, solch eine Stimmung zu gestalten? Teilweise erscheint dies als eine Riesenherausforderung – die Versuchung ist groß, es dann vollständig zu meiden. Kein Feedback geben und nehmen ist jedoch auch keine Lösung! Lassen Sie uns also einmal genauer darauf schauen, was wirkungsvolles Feedback ausmacht und was man beim Feedbackgeben beachten kann.
Wirkungsvolles Feedback ist klar und wertschätzend.
Die Kombination aus Wertschätzung und Klarheit ist entscheidend für die Qualität und Wirkung des Feedbacks.
Wertschätzung drückt sich über die Art und Weise aus, in der das Feedback übermittelt wird. Es sollte eine innere Haltung erreicht werden, in der Sie anderen wohlwollend begegnen. Hierdurch wird es Ihnen einfacher fallen, wertschätzende, verbindliche und beziehungsstärkende Aussagen zu formulieren. Wichtige Fragen an sich selbst könnten sein:
1) Aus welcher Position oder Rolle heraus teile ich das Feedback mit?
2) Kommuniziere ich auf Augenhöhe?
3) Welche Wirkung hätte das Feedback auf mich?
Jede Art von Feedback wird hinfällig, wenn es nicht mit der angemessenen Haltung geäußert wird. Respektlos vorgetragenes Feedback hat keine Wirkung. Der Feedbacknehmer ist gekränkt und geht in Abwehrhaltung. Das Feedback kommt also gar nicht erst an oder wird nicht mitgenommen.
Weitere wichtige Punkte, um die Annehmbarkeit des Feedbacks zu erhöhen, sind das Nutzen der Ich-Perspektive sowie das Äußern zu ausschließlich wahrnehmbaren Aspekten. Aussagen zum Verhalten werden in der Regel leichter verstanden und als Feedback angenommen als Aussagen zur eigenen Person.
Durch das Nutzen der Ich-Perspektive machen Sie deutlich, dass es sich bei Ihrem Feedback um Ihre eigene Einschätzung, also um Ihre subjektive Wahrheit handelt. Somit ermöglichen Sie Ihrem Gegenüber zu verstehen, wie sein Verhalten bei Ihnen und welche Auswirkungen damit verbunden sein könnten. Ihre Einschätzung ist mehr ein Angebot als eine Verurteilung. Ihr Gegenüber muss die Möglichkeit haben, Ihre Einschätzung teilweise oder vollständig annehmen oder nicht annehmen zu können. Formulierungen könnten z. B. sein: „Ich habe die Situation so erlebt, dass Sie …“
Klarheit wird durch einen hohen Informationsgehalt erreicht.
Wertschätzend zu sein allein reicht nicht aus. Machen Sie deutlich, auf welches Verhalten sich Ihr Feedback bezieht und in welcher Situation Sie dieses Verhalten wahrgenommen haben. Denken Sie daran: Die Wörter „immer“ und „nie“ sind sehr unwahrscheinlich. Der Satz „Sie sind immer zu spät“ würde von Ihrem Gegenüber nicht angenommen werden, da dieser eine große Angriffsfläche des Widerspruchs sowie für Gegenbeispiele ermöglicht. Es braucht Konkretheit. Um sich selbst zu prüfen, ob alle wichtigen Informationen benannt wurden, fragen Sie sich selbst: Weiß die Person nun, welches Verhalten in welcher Situation auf welche Art und Weise verändert werden könnte? Wenn Sie darlegen können, was wann wo wie passiert ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Ihr Feedback gut ankommt. . Wenn Sie sich hierbei noch unsicher sein sollten, sprechen Sie dies lieber an.
Denken Sie beim Feedback geben sowohl an den Inhalt als auch an die andere Person. Geben Sie hierbei eine spezifische Rückmeldung und seien Sie der Person gegenüber wertschätzend.
Autorin: Marla Kleinrosenbleck, Psychologin, M.Sc.