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Nudging: Gesundheit von Beschäftigten einfach fördern

idee

Betriebliches Gesundheitsmanagement ist in aller Munde – komplexe Konzepte und viele Lösungen unterstützen Unternehmen bei der Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz. Die Vorteile eines ganzheitlichen Gesundheitsmanagements sind Unternehmen und Führungskräften bekannt. Dennoch wird eine Maßnahme im Gesundheitsmanagement von Betrieben immer noch unterschätzt: das Nudging.

Ziel ist, durch kleine „Anstupser“ das Verhalten oder die Entscheidungen positiv zu lenken und zu motivieren, ohne Druck auszuüben oder Verbote auszusprechen. Ob Nudges zum Arbeitsschutz oder Nudges, die sich auf die Gesundheitsressourcen der Beschäftigten fokussieren und auf die Gestaltung einer gesundheitsfördernden Umgebung zielen – die Gesundheit der Beschäftigten in der Arbeitswelt steht beim Nudging im Fokus.

Führungskräfte und Unternehmen haben durch die Nudging-Strategie die Möglichkeit, die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu stärken, denn sie haben einen erheblichen Einfluss auf die internen Rahmenbedingungen ebenso wie auf das Klima und das Miteinander im Team.

Entwicklung eines Nudges

Ein Nudge sollte simpel, leicht verständlich und die Botschaft attraktiv gestaltet sein und auf soziale Normen und Verbindlichkeiten setzen. Für einen erfolgreichen Nudge können unterschiedliche Methoden (z. B. MINDSPACE-Gestaltungsmodell, EAST-Modell) für die Entwicklung genutzt werden. Folgende Fragestellungen können für die Entwicklung nützlich sein:

  • Welches Verhalten möchten wir motivieren?
  • Welche Zielgruppe betrifft es?
  • Welche Anreize können wir schaffen?
  •  Welche Normen leben wir gerade, und wie können wir diese beeinflussen?
  •  Wie können wir das gewünschte Verhalten hervorheben?

Bei einem Nudge wird das positive Verhalten einfacher und praktischer – es wird in den Vordergrund gestellt. Die Möglichkeit auf das negative Verhalten wird nicht verstellt, sondern unpraktischer ausgelegt – es wird in den Hintergrund gerückt.

 

Praktische Beispiele:

Meetings:

  • Statt Meetings im Sitzen abzuhalten, kann zu Stand-up-Meetings eingeladen werden. Die Beschäftigten stehen, statt zu sitzen – das funktioniert auch bei Online-Meetings sehr gut. Stehhilfen statt Stühlen können bei langen Meetings das Stehen unterstützen. Dieser Nudge hat nicht nur den Vorteil zur Förderung einer gesunden Körperhaltung, sondern auch auf die Fokussierung des Meetings.
  • Es können bewusst Zeiten für kurze Bewegungspausen eingeplant werden. Von simplen Atemübungen bis hin zu Entspannungs- oder Lockerungsübungen oder einem Spaziergang können alle Bewegungsformen vor, in oder nach einem Meeting Anwendung finden, die zu einer Veränderung der Körperhaltung beitragen. Dabei ist in erster Linie nicht entscheidend, ob die Führungskraft selbst die Umsetzung einer solchen kurzen Bewegungspause übernimmt oder diese Aufgabe an ein sportaffines Teammitglied delegiert wird. 

Bewegung:

  • Bewegung kann durch kleine Poster mit gezielten Übungen am eigenen Arbeitsplatz oder auch im ganzen Unternehmen gefördert werden. Auch ein kleiner Aufkleber am Telefon mit dem Hinweis, dabei zu stehen, ist ein Ansatz. 
  • Schrittzähler für die Beschäftigten motivieren zu mehr Bewegung.
  • Ein automatischer Kalendereintrag für eine Online-Bewegungseinheit während der Arbeitszeit ist eine Möglichkeit. Der Eintrag erfolgt automatisch mit einem Link zur Veranstaltung. Eine Teilnahme ist aber nicht Pflicht.
  • Um Beschäftigte zu motivieren, die Treppe statt den Aufzug zu nehmen, kann zum Beispiel ein Etagenquiz entwickelt werden, das sich immer wieder ändert und im Treppenhaus platziert wird.
  • Ein Wettbewerb in Teams, welches Team die meisten Treppenstufen in einem bestimmten Zeitraum erklimmt oder die meisten Schritte während der Arbeitszeit absolviert, motiviert nicht nur zu mehr Bewegung, sondern steigert auch das Wir-Gefühl spielerisch.

Gesündere Ernährung

  • Gesunde Alternativen, die griffbereit stehen, können einen großen Beitrag zu gesünderer Ernährung leisten. Wasser und Gemüse in den Küchen zu platzieren, ist eine Möglichkeit.
  • In Kantinen kann die Salatbar besonders in Szene gesetzt werden, oder auch ein Ampelsystem für die Kennzeichnung von gesunden Lebensmitteln kann motivieren.
  • Gesunde Rezepte für einen Mittagslunch veröffentlichen.

Stressreduzierung

  • Statt Raucherzonen können Nichtraucher-Räume oder Silent-Räume eingerichtet werden. Gemütliche Sitzmöglichkeiten und natürliches Licht helfen beim Entspannen.
  • Ein Aufsteller am Arbeitsplatz oder im Pausenraum für eine Atemübung ist eine Möglichkeit.
  • Auch eine telefonfreie Stunde oder gemeinsame Mittagspausen können Stress reduzieren.
  • „Bitte nicht stören“-Aufsteller am PC.
  • Kleine Motivationsaufkleber zum Verteilen an Kolleg:innen (z. B.: Danke für Deine Unterstützung, Du bist toll!).

Fazit:

Nudges sind für Unternehmen eine einfache Methode für diverse Einsatzmöglichkeiten, um die Gesundheit der Beschäftigten zu stärken. Die Umsetzungen sind dabei vielfältig und individuell. Entscheidend ist, dass die Akzeptanz gesundheitsförderlicher Maßnahmen am Arbeitsplatz von den Führungskräften vorgelebt wird, eine Abschaffung von Partizipationshürden erfolgt und den Mitarbeitenden Gesundheitsangebote gemacht werden. Nudges tragen neben der Minimierung von Krankenständen und Fluktuation zur Steigerung der Zufriedenheit und Motivation unter den Beschäftigten bei. Die Nudging-Strategie ist somit ein wertvolles Werkzeug im betrieblichen Gesundheitsmanagement.

Autorinnen: Alexandra Türk, Gesundheitsmanagerin, & Isabell Haße, Marketing Managerin